ContraLegem – “keine Texte, die wir nicht selbst lesen wollen”

Unter www.contralegem.ch erscheint eine neue Publikation, die sich der Reflexion und der intellektuellen Auseinandersetzung widmet. Die Redaktion verspricht das Einzige, das man von einer Redaktion hören will:

Wir veröffentlichen keine Texte  die wir nicht selbst lesen wollen.

Wenn jetzt der Chefredaktor auch noch Marcel Alexander Niggli ist, wird man nur beklagen können, dass die Zeitschrift lediglich quartalsweise erscheinen soll.

Aus dem ersten Editorial “Zur Kritik des aktuellen Zustandes der Wissenschaft”:

ContraLegem soll der Reflexion dienen und der intellektuellen Auseinandersetzung. Das ist nur möglich, wenn den Denkenden Autonomie zukommt und sie sie auch beanspruchen, wobei Denken so sehr mit Autonomie verknüpft ist, dass Denken ohne Autonomie begrifflich nicht vorstellbar ist. Ein gelenktes, beschränktes, zensuriertes oder reguliertes Denken kann es nicht geben. Denken befreit den Denkenden notwendig. Und nimmt ihn in die Verantwortung. Denn Freiheit ist nur ein anderer Name für Verantwortung. Weder Autoritäten noch Hierarchien vermögen diese Verantwortung zu beschränken, denn Autorität wird geschenkt, nicht eingefordert. Jede Berufung auf eine Autorität gäbe – wäre sie ernst gemeint – Autonomie notwendig auf, weil ein Standpunkt nicht mehr vertreten wird, weil er für richtig erachtet wird, sondern weil ein anderer ihn vertritt. Glücklicherweise gelingt dies nicht, weil die Entscheidung, sich überhaupt auf eine Autorität zu berufen und auch auf welche, immer und unausweichlich in der Entscheidungskompetenz des Denkenden bleibt, weshalb er dafür einzustehen hat, auch wenn das Autoritätstheater anderes zu suggerieren scheint. Wir treffen hier deshalb keine Unterscheidungen, die wir nicht verwenden wollen, und sofern wir Unterscheidungen treffen, tragen wir dafür Verantwortung. Weil das Argument zählen soll und nicht derjenige, der es vorbringt, verzichten wir auf die Angabe von Titeln, Funktionen etc. Wer sich dafür interessiert, kann es einfach nachschlagen. Wir setzen keine Fussnoten oder Belege, die niemand nachschaut und die nur die Funktion haben, die eigene Verantwortung zu verdecken. Wir grüssen keine Gesslerhüte. Es widerspräche jeder intellektuellen Redlichkeit und würde unser höchstes Gut, unsere Integrität, beschädigen. Kurz: Wir veröffentlichen keine Texte, die wir nicht selbst lesen wollen (ContraLegem 2018/I, 8).

Besonders freue ich mich auf Isaiah’s Corner, benannt nach einem meiner Helden, Isaiah Berlin.