Verzicht auf Konfrontationsanspruch
Erneut entscheidet das Bundesgericht, dass ein Beschuldigter rechtswirksam auf seinen Konfrontationsanspruch verzichtet hat (BGer 6B_590/2023 vom 20.09.2023):
En l’occurrence, il n’apparaît pas que les déclarations de B. seraient d’une importance telle que toute l’accusation reposerait sur elles. En outre, B. a été auditionné en tant que prévenu dans le cadre d’une procédure pénale conduite séparément, de sorte que le recourant ne peut pas se prévaloir d’une violation de l’art. 147 CPP du fait qu’il n’a pas assisté à son audition (cf. supra consid. 1.1.3). Si le recourant avait certes le droit d’être confronté à l’intéressé au moins une fois durant la procédure (cf. ATF 141 IV 220 consid. 4.5), il ressort du jugement attaqué qu’il n’a jamais requis une confrontation avec B. en première instance ou devant l’instance d’appel, ni à un quelconque autre moment de la procédure. Le recourant ne prétend d’ailleurs pas avoir sollicité une telle confrontation, mais se limite à se plaindre d’une violation du principe de la bonne foi au motif que le ministère public ne l’a pas informé qu’il versait au dossier un procès-verbal, émanant d’une autre procédure, contenant des déclarations qui le mettait en cause. Cet argument est sans fondement. En effet, il ressort du jugement entrepris que le procès-verbal d’audition de B. établi le 2 décembre 2020 a été versé au dossier de la procédure en date du 5 février 2021, au moment du dépôt du rapport de la police de sûreté du 26 janvier 2021. Le recourant n’allègue pas qu’il n’aurait pas eu l’opportunité de prendre connaissance de ce procès-verbal et de solliciter, le cas échéant, une confrontation avec B. . Il aurait pu requérir l’audition du prénommé jusqu’au stade de l’appel, ce qu’il a renoncé à faire, se contentant, devant la cour cantonale, de soutenir que les déclarations de B. étaient inexploitables. Dans ces circonstances, la cour cantonale n’a pas violé le droit en retenant que le recourant avait renoncé à une confrontation avec B., de sorte que les déclarations faites par le prénommé étaient exploitables.
Pour le surplus, l’art. 178 let. e CPP, invoqué par le recourant, ne confère pas à ce dernier de droit dont il pourrait se prévaloir de manière utile dans la configuration d’espèce, en particulier sous l’angle du droit à la confrontation (E. 1.2).
Und wieder verletzt das Bundesgericht Konventionsrecht. Ich verstehe ja, dass es aus Sicht der Strafverfolger lästig ist, aber auf das höchstpersönliche Konfrontationsrecht kann nun mal nur mit ausdrücklicher Erklärung verzichtet werden. Warum tut die Verfahrensleitung nicht von Anfang an, wozu sie ohnehin gesetzlich verpflichtet ist und arrangiert die Konfrontation mit allen Zeugen? Weil dann der Gang des Verfahrens nicht mehr von ihr gestaltet werden kann.
In meinem aktuellsten Fall wurden die Zeugen ausschliesslich nach dem Grad ihres Belastungseifers geladen. Der Entlastungszeuge der ersten Stunde wurde nie wieder geladen, nachdem er bei der Polizei den Beschuldigten vollständig entlastet hatte. Beim zweiten Zeugen wäre das beinahe schief gegangen. Nachdem er bei der Polizei noch log, dass sich die Balken biegen, fand er in der Hauptverhandlung plötzlich zur Wahrheit. Sehr zur Freude des Angeklagten und sehr zum Missfallen des Vorsitzenden, der den Zeugen sofort lautstark des Saals verwies – ohne dass er konfrontiert werden konnte.
Verurteilt wurde dann aufgrund der Aussage eines Polizisten, dem zwar ein paar Fragen gestellt werden konnten, aber als dann diametrale Widersprüche zum Polizeirapport aufkamen, hat der Vorsitzende die Übung abgebrochen. Im Rechtsmittelverfahren wurde dann der zweite Polizist vernommen. Der gab offen zu, dass er sich an nichts erinnern könne, aber am Vortag den Polizeirapport seines Kollegen gelesen hätte.
Wären alle vier Zeugen zur ersten Hauptverhandlung geladen worden und hätten sie EMRK-konform konfrontiert werden können, dann hätte sich ein völlig anderer Ausgang des Verfahrens ergeben.
Daraus ergibt sich für jeden Beschuldigten die Strategie, die Konfrontation aller Zeugen schriftlich per ESR zu beantragen, sobald das Verfahren bei der Staatsanwaltschaft liegt (vorbehaltlich anderer Strategien natürlich).
Teilweise geht von Verteidigerseite vergessen, dass jede Beweisabnahme auch zu mehr Kosten für ihre Klienten führen. Nicht nur die Verfahrenskosten steigen bei jeder Konfrontationseinvernahme, sondern auch das Verteidigerhonorar. Teilweise vergessen einzelne Anwälte, dass sie mit der Verursachung unnötiger Kosten auch gegen die Interessen ihrer Klienten arbeiten.
Soll man also immer pauschal die Konfrontation mit allen Zeugen beantragen? Natürlich nicht, das ist von Fall zu Fall zu entscheiden. Aber sicher keine gute Strategie ist es, formelle Fehler erst im letzten Moment oder wenn es schon zu spät ist, zu bemängeln.
@Thomas Lieven: Ich glaube nicht, dass Strafbehörden dazu berufen sind, den Verteidigern Tipps zur Mandatsführung und zur Vermeidung von Kosten zu geben.